Was tun bei Mobbing in der Ausbildung?

Nach dem Berufsbildungsbericht 2018 vom BIBB betrug die Abbruchquote von Ausbildungen mehr als 25%, je nach Beruf sogar bis zu 50%. Dabei spielte Mobbing am Arbeitsplatz eine relevante Rolle. Aber man muss nicht zwangsläufig Mobbingopfer bleiben, man kann sich gegen Mobbing wehren.

Besonders dann, wenn man eine gute Ausbildung machen möchte, ist es wichtig dass man kollegial miteinander umgeht. Gerade bei Jugendlichen ist aber das necken und das sticheln manchmal an der Tagesordnung. Daher ist es besonders wichtig, dass die Ausbilder darauf achten, dass solche Mobbing Attacken nicht zur Regel werden. Schlimm wird es allerdings dann, wenn die Ausbilder selber die Täter sind.

Wenn du das Gefühl hast, dass deine Kollegen und Kolleginnen dich mobben oder dich dein Ausbilder nicht korrekt behandelt, dann solltest du auf jeden Fall etwas dagegen tun. Dein erster Weg sollte dich dann zur JAV führen.

Was bedeutet eigentlich Mobbing?

Das englische Verb “to mob” bedeutet soviel wie jemand anpöbeln. Im Arbeitsrecht bedeutet Mobbing, wenn Mobbingopfer schikaniert, diskriminiert und ganz bewusst angefeindet werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob das von dem Arbeitgeber, den Vorgesetzten oder von den Kollegen ausgeht. Fast immer wird die Macht dazu verwendet, um Betroffene aus dem Betrieb zu ekeln.

Der Grund für Mobbing ist sehr oft ein Konflikt, der niemals öffentlich ausgesprochen wurde. Dieser wird dann eher ganz subtil ausgetragen sowie ein gut gemeinter Ratschlag oder kleine Kritikern, die jedoch gleichzeitig immer einer Abwertung beinhalten. Manchmal kann man sogar feststellen, dass Hilfestellungen von anderen Mitarbeitern bewusst verweigert werden, um den Kollegen zu mobben.

Mobbing oder einfach schlechtes Selbstbewusstsein?

Jeder weiß von sich selber, dass man Fehler zu nächster mal bei sich selber sucht. Und genau so läuft es auch oft im betrieblichen Umfeld. Wenn man also Kritik ausgesetzt ist, denkt man natürlich darüber nach, was der Grund dafür ist. Und wenn man keinen sachlichen Grund dafür findet, dann bleibt im Grunde ja auch nur noch ein persönlicher Grund für Kritik. Wenn man aber Kritik an der Arbeit als Kritik an der eigenen Person wahrnimmt, hat man sicherlich bereits nach kurzer Zeit keine Lust mehr überhaupt noch zur Arbeit zu gehen. Denn Zustände in denen man dauerhafter Kritik ausgesetzt ist, legen sich schwermütig auf die eigene Seele. Bedingt dadurch kommt es im Zusammenhang mit Mobbing öfter zu psychischen Erkrankungen, weil die betroffenen Personen nicht wissen, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen. Betroffene ziehen sich also oftmals zurück, weil die Situationen der Opfer als ausweglos angesehen werden. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu Suizidalität kommen. Wenn man also feststellt, dass man selber oder jemand im Betrieb davon betroffen sein könnte, wird es allerhöchste Zeit etwas zu unternehmen.
Mobbe ich selber vielleicht auch?

Bereits in der Schule haben wir alle gelernt, dass es nicht schön ist, wenn man kein Teil der Gruppe ist. Da versucht man natürlich sich immer in die Gruppe einzuordnen und sozusagen mit dem Strom mit zu schwimmen. Aber in jeder Gruppe gibt es natürlich auch Außenseiter. Und die sind dann gerne Opfer von Mobbing Attacken. Das gilt sowohl in der Schule, als auch in der Ausbildung und natürlich auch im späteren Arbeitsleben. Wenn du es also selber schon mal erlebt hast, Opfer von solchen Ausgrenzungen zu werden, dann weißt du dass das kein schöner Zustand ist. Daher solltest du dich auch immer hinterfragen, ob du vielleicht bei diesem Spielchen mit spielst oder zumindest nicht deinen Mund aufmachst wenn Du feststellst, dass jemand gemobbt wird.

Was gilt eigentlich als Mobbing?

Wenn es in deinem Betrieb vorkommt, dass Vorgesetzte oder Kollegen einen Azubi nicht ausreden lassen, dann geht das bereits als Mobbing. Weitere typische Anzeichen sind, wenn ständig Kritik an dem Opfer geübt wird und man sich gar nicht sicher sein kann, ob das fachlich überhaupt noch begründet ist. Dazu zählen auch Eigenschaften, die gar nichts mit dem Berufsleben zu tun haben, sondern die sich auf das Privatleben beziehen. Manchmal kommt es dabei sogar zu besonders aggressiven Handlungen von Mobbing wie z.B. Telefonterror oder Anschreien.

Ein Warnhinweis könnte sein, wenn der Betroffene nur noch Arbeitsaufgaben bekommt die relativ sinnlos sind oder nichts mit dem eigentlichen Beruf zu tun haben. Es könnte auch passieren, dass bestimmte Ausbildungsinhalte gar nicht mehr vermittelt werden. Möglicherweise werden Opfer auch falsch beurteilt oder mit Aussagen malträtiert wie “Bist du dumm” oder “Wie unzuverlässig bist Du denn”? Auch bei sexueller Belästigung oder obszönem Beschimpfen kann man durchaus von Mobbing sprechen.

Am Ende einer Mobbing Attacke steht auf jeden Fall immer, den Betroffenen zu verunglimpfen und das Selbstbewusstsein des Opfers zu brechen. Dazu können natürlich alle Arten von Einschränkungen, Nationalität, Geschlecht oder anderen Kriterien herangezogen werden. Hier gilt es auf jeden Fall einzuschreiten und sich gegen Mobbing zu wehren. Du darfst nicht vergessen, dass du selber das nächste Opfer werden könntest.

Was tut man als Azubi gegen Mobbing?

Zunächst einmal muss man genau hinschauen und Mobbing auch als Mobbing erkennen. Wie bereits weiter oben beschrieben hänselt und stichelt man ja auch mal im betrieblichen Umfeld ganz gerne herum. Erst dann, wenn das zum Dauerzustand wird und sich mehrere Personen daran beteiligen UND wenn sich das Opfer eben auch als Opfer fühlt, sollte man einschreiten. Für die Betroffenen Opfer könnte es hilfreich sein sich zunächst folgende Fragen zu stellen:

Warum verhält man sich dir gegenüber überhaupt aggressiv?
Was machst du, das andere veranlasst dich zu mobben?
Bist du sicher dass du nicht auch öfter mal jemanden mobbst?
Sind die Angriffe gegen dich tatsächlich persönlich gemeint?
Gibt es vielleicht Konflikt auf einer persönlichen Ebene die im Betrieb nur ausgetragen werden?

Raus aus der Opferhaltung bei Mobbing

Diese Fragen können dir dabei helfen, dich nicht mehr als Opfer zu fühlen. Meistens haben die Menschen, die andere mobben, einen Grund. Und der liegt meistens nicht auf einer sachlichen Ebene, sondern eher in den Verhaltensmuster dieser anderen Personen. Vielleicht haben sie selber Probleme in ihren Familien und können sich zu Hause nicht durchsetzen. Da suchen Sie sich eben jemand schwächeren und da kommst du gerade reich. Dein erster Schritt zum Unterbrechen dieser Muster könnte also sein, den Täter nach seinem Motiven zu befragen, warum er sich so verhält.

Es gibt durchaus Täter, die ihr Verhalten bereits dadurch verändern, dass sie bewusst darauf angesprochen werden. Ob das vom Opfer selber ausgeht oder ob eine dritte Person daran beteiligt ist, spielt meistens keine Rolle. In dem Moment wenn sich Menschen dabei ertappt werden, dass sie etwas Schlechtes tun, gibt es eine gute Chance dass sie dieses Verhalten ändern. Auch hier könnte die JAV dabei unterstützen, diese ersten Schritt zu gehen. Daneben kannst du natürlich mit den Ausbildern, den Abteilungsleitern oder mit der Personalabteilung über diese Fälle sprechen. Auch sie sind angehalten dir bei diesem Problem zu helfen.

Ein Tagebuch gegen Mobbing

Sollten alle diese Schritte nicht helfen, tust du gut daran, die ein Tagebuch anzulegen mit allen Anträgen, die du als Mobbing identifizierst. Sollte später zu einem Gerichtsverfahren deswegen kommen, kannst du nämlich nachweisen, wer welche Aussagen zu welcher Zeit gemacht hat. Du solltest auf jeden Fall notieren, wann der Vorfall sich ereignet hat und was genau gesagt worden ist. außerdem solltest du Zeugen notieren die den Vorfall gesehen oder gehört haben. Sollte es schriftliche Beweise geben, wie E-Mails oder Arbeitsanweisungen schriftlicher Form, solltest du diese ebenfalls aufbewahren. In diesem Tagebuch solltest du auch noch aufführen, welche körperlichen und seelischen Folgen diese Angriffe gehabt haben.

Der Arbeitgeber ist zum Schutz der Mitarbeiter verpflichtet

Im Betriebsverfassungsgesetz wird klar festgelegt, dass ein Arbeitgeber seine Beschäftigten schützen muss.

§75 BetrVG „Alle im Betrieb arbeitenden Personen müssen nach den Grundsätzen von Recht und Billigkeit behandelt werden.“

Deshalb kann man im Betrieb bereits pro aktiv dafür sorgen, dass solche Situationen erst gar nicht verstehen. Man kann eine Anlaufstelle für Opfer schaffen und bereits reagieren, wenn man solche Vorfälle selber mitbekommt. Man kann Opfer unterstützen und mit ihnen reden, damit sie nicht an den Folgen solcher Angriff erleiden müssen. Man kann sogar so weit gehen, dass man Schadenersatz von den Tätern verlangt. Außerdem kann man sich an den Betriebsrat oder den Personalrat wenden, der dieser Fälle ebenfalls verfolgen sollte. Der Betriebs- bzw. Personalrat kann berechtigte Beschwerden weiterverfolgen (§§ 84, 85 BetrVG).

Auch Gewerkschaften können im Fall von Mobbing unterstützen.

Manchmal reichen alle Interventionen bei einem Konflikt Fall oder einer Mobbing Situation einfach nicht aus. In diesem Fall kann man sich an die zuständige Kammer wenden oder mit der zuständigen Gewerkschaft Kontakt aufnehmen. Im gemeinsamen Austausch und mit der entsprechenden Beratung kann man dann auf die Situation angemessen reagieren, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Gemeinsam kann man im persönlichen Gespräch dabei unterstützen, dass diese Situationen in Zukunft nicht mehr vorkommen und wie man am besten damit umgehen kann. Sollte es im äußersten Fall zum Schlimmsten kommen, helfen dir die Mitarbeiter deiner Gewerkschaft unter Umständen sogar dabei, wenn du deinen Fall vor dem Amtsgericht klären kannst.

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Viel Erfolg

 

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